Ein Bericht von Glassnode vom 27.08.2024 beleuchtet die Entwicklungen der letzten Monate am Bitcoin-Markt. Dabei zeigt sich, dass eine Phase des “relativen Gleichgewichts” eingetreten ist. Die Kapitalzuflüsse auf dem Bitcoin-Markt haben sich deutlich verlangsamt, was darauf hindeuten könnte, dass Anleger Gewinne und Verluste nur noch in geringem Umfang realisieren. Ähnlich wie in anderen Lebenslagen könnte jedoch auch hier die Ruhe vor dem Sturm herrschen.
Marktspekulationen sind rückläufig
Die spekulativen Aktivitäten am Bitcoin-Markt haben sich insbesondere im Bereich der Perpetual Swaps in den letzten Wochen deutlich zurückgebildet. Hier setzen Investoren typischerweise auf starke Hebelwirkungen, wobei sich zeigt, dass diese Phase einen Art „Neustart“ durchläuft. Die Bereitschaft, hohe Risiken einzugehen, ist erheblich zurückgegangen. Dies könnte ein erstes Anzeichen dafür sein, dass der Markt unsicher ist, ob eine hohe Preisvolatilität bevorsteht und sich der Preis damit in beide Richtungen ausbruchartig entwickeln könnte.
Kapitalflüsse und Marktgleichgewicht
In den letzten Monaten waren die Nettokapitalflüsse in den Bitcoin-Markt historisch gesehen extrem gering. Nur an elf Tagen gab es ähnliche oder geringere Kapitalzuflüsse wie heute. Auch hier zeigt sich, dass dies, wie oben beschrieben, die Ruhe vor dem Sturm sein könnte. Der Realized Cap, ein Maß für den realisierten Gesamtwert aller im Umlauf befindlichen Bitcoin, bleibt mit 619 Milliarden Dollar auf einem Allzeithoch. Dieser Wert erreichte seinen Tiefstand im Dezember 2022 bei 15.000 Dollar, wobei seit diesem Zeitpunkt beeindruckende 217 Milliarden Dollar in den Markt geflossen sind.
Nettokapitalflüsse in Bitcoin, Quelle: https://insights.glassnode.com/
MVRV Ratio
Durch das MVRV-Verhältnis kann gemessen werden, wie sich der Marktwert zu realisierten Werten verhält. Auch hier zeigt sich, dass der Wert in den letzten beiden Wochen ein Verhältnis des historischen Durchschnittswerts von 1,72 erreicht hat. Dieser Wert zeigt oft den Übergang zwischen einem Bullen- und einem Bärenmarkt an. Etwas mehr als die Hälfte der Handelstage verzeichnen einen MVRV-Wert, der über diesem Durchschnitt liegt. Daraus lässt sich ableiten, dass die Rentabilität der Anleger wieder ein Gleichgewicht erreicht hat und die anfängliche Euphorie nach dem Bitcoin-ETF-Launch vollständig abgeklungen ist.
MVRV Ratio, Quelle: https://insights.glassnode.com/
Auch im Bereich der Gewinn- und Verlustrealisierung zeigt sich eine Abkühlung. Die Netto-Realisierung von Gewinnen und Verlusten hat in den letzten Wochen deutlich abgenommen und liegt bei etwa 15 Millionen Dollar pro Tag. Im Vergleich dazu lag dieser Wert beim Allzeithoch von 73.000 US-Dollar bei etwa 3,6 Milliarden Dollar pro Tag. Auch hier sehen die Analysten von Glassnode, dass dies einen Umschwung am Markt mit sich bringen könnte.
Langfristige Investoren am Vormarsch
Auch die Anzahl der kurzfristigen Investoren nimmt aktuell wieder stark ab. Ein erheblicher Anteil des Angebots, welches von den kurzfristigen Anlegern gehalten wurde, ist nun zu den langfristigen Investoren gewechselt, die ihre Bestände mindestens 155 Tage in ihrem Eigentum behalten. Dies bedeutet eine Stabilisierung des Marktes und deutet auf langfristig orientierte Investoren im Bitcoin-Bereich hin.
Händler im Gewinnbereich, Quelle: https://insights.glassnode.com/
Ein weiterer Indikator für das erreichte Marktgleichgewicht ist das Sell-Side Risk Ratio, das das Verhältnis von realisierten Gewinnen und Verlusten zu den ursprünglichen Anschaffungskosten misst. Der aktuelle Wert für dieses Verhältnis liegt im unteren Bereich, was darauf hinweist, dass die meisten Transaktionen nahe dem ursprünglichen Kaufpreis der Token stattfinden. Auch dieser Indikator ist ein typisches Merkmal eines ruhigen Marktes, der in eine volatile Phase umschlagen könnte.
Rückgang spekulativer Liquidationen
Im Bereich der spekulativen Liquidationen haben sich die Aktivitäten merklich verlangsamt. Während im März rund um die Aufregung des Allzeithochs die Liquidationsvolumina extrem hoch waren, sind diese in den letzten Monaten stark zurückgegangen. Scheinbar setzen die Händler wieder verstärkt auf Spot-Transaktionen und weniger auf spekulative Hebelgeschäfte. Auch das Verhältnis von Preisvolatilität zu Liquidationsvolumina ist auf den niedrigsten Stand seit 2022 gefallen, was ein weiterer Faktor für die Abnahme des spekulativen Interesses ist.
Spekulationsrisiko mit Hebel, Quelle: https://insights.glassnode.com/
Fazit: Ruhe vor dem Sturm?
Der Bericht von Glassnode kommt zu dem Schluss, dass sich der Markt aktuell in einer Phase des Gleichgewichts und einer ruhigen Bewegung befindet. Wie oben beschrieben, zeigen sich damit Abkühlungen der Gewinn- und Verlustrealisierung sowie eine Rückkehr zu neutralen Finanzierungsraten in der digitalen Vermögenslandschaft. Wie viele Kurs-Charts aufzeigen, geht eine sehr ruhige Phase oft einem drastischen Ausschlag voraus, was auch von Glassnode beobachtet wurde. Daher sollten Investoren wachsam bleiben und die Entwicklung der Kurse und Marktbedingungen in den nächsten Tagen und Wochen genau verfolgen.
Autorenprofil folgt in Kürze.