Aufgrund seiner historischen Verbindungen als britische Kolonie und der finanzwirtschaftlichen Vorreiterrolle gilt Hongkong noch heute als das Tor zu China. Die bestehenden wirtschaftlichen Verbindungen zu Großbritanien und die Integration in China bieten Finanz- und Handelsunternehmen in dieser Stadt enormes Potential und sind daher auch sehr breit gesäht. Nun plant die „Sonderverwaltungsregion der Volksrepublik“ in den nächsten 18 Monaten, die regulatorischen Rahmenbedingungen rund um Bitcoin und andere Kryptowährungen erheblich zu verbessern. Ziel ist es, globaler Vorreiter für Krypto-Produkte und ein globales Zentrum für Fintech-Unternehmen zu werden.
Während des Foresight 2024-Jahresgipfels skizzierte David Chiu, Mitglied des Legislativrats der Sonderverwaltungsregion Hongkong, die strategische Vision der Stadt. Chiu erklärte, dass die Stärkung des Rahmenwerks für digitale Vermögenswerte nicht nur ein kurzfristiges Ziel sei, sondern ein wesentlicher Bestandteil der langfristigen Strategie Hongkongs für technologische Fortschritte.
Quelle: https://foresightnews.pro/foresight2024
Stablecoins als wichtiger Bestandteil
„Die Branche der digitalen Vermögenswerte hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, aber wir befinden uns immer noch in einem sehr frühen Stadium“, bemerkte Chiu. Von elementarer Bedeutung ist für die autonome Region die Etablierung eines stabilen Austauschsystems, das als Basis für den Handel mit Kryptowährungen dienen soll. Dabei sollen eigene Gesetze entwickelt werden, die speziell auf Stablecoins und deren stabile Wertbindung an Fiatwährungen abzielen.
Allgemein ist der asiatische Raum im Bereich der digitalen Zahlungsmöglichkeiten ein Vorreiter und den westlichen Gesellschaften weit voraus. Bezahlung mittels Bargeld ist hier nur mehr in Sonderfällen zu finden. Auch im Kryptobereich sind laut Chiu nun in einer kontrollierten Umgebung sogenannte Sandbox-Tests für Produkte und Dienstleistungen installiert worden. Im Laufe der nächsten 12 Monate sollen diese ausgeweitet werden, wobei im nächsten halben Jahr die Überwachung und Durchsetzung von Gesetzen im Zusammenhang mit den digitalen Vermögenswerten verstärkt werden soll. Durch diese gezielten Tests unter realitätsnahen Bedingungen will die Regierung eine möglichst umfassende und klare Sichtweise auf die Anforderungen und die benötigte Regulierungsbedingungen erhalten und den Weg für weitere innovative Finanzprodukte ebnen.
Teilnehmer der Sandbox
Die Hongkong Monetary Authority (HKMA) hat proaktive Schritte unternommen, um Stablecoins in das Finanzökosystem zu integrieren. Am 18. Juli kündigte die HKMA die ersten Teilnehmer ihrer Stablecoin-Emittenten-Sandbox an, einer zentralen Initiative zur Prüfung und Verfeinerung des regulatorischen Rahmens für diese digitalen Vermögenswerte. Unter den Teilnehmern befinden sich ein lokales Fintech-Unternehmen, eine Koalition, zu der die Standard Chartered Bank, Animoca Brands und Hongkong Telecommunications gehören, sowie Jingdong Coinlink Technology Hong Kong Limited—eine Tochtergesellschaft des chinesischen E-Commerce-Giganten JD Technology Group (153 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz 2023).
Mit den Gesetzgebungen rund um Stablecoins und Kryptowährungen möchte Hongkong seinen Wettbewerbsvorteil am globalen Finanzmarkt ausbauen. Immerhin nutzen viele europäische Unternehmen die Stadt, um im chinesischen Markt aktiv werden zu können. Aufgrund der Kolonialzeit ist das Rechts- und Finanzsystem sowie das regulatorische Umfeld stark vom britischen System beeinflusst, was es für europäische Investoren vertrauter und sicherer macht.
Auch bei anderen Finanzprodukten zeigte sich schon die Vorreiterrolle der Metropole. So hatte etwa Anfang des Jahres bereits die Genehmigung von Bitcoin-Spot-ETFs sowie von Ether-ETFs für viel Aufsehen bei weltweiten Investoren gesorgt.
MiCA als europäisches Pendant
Auch die europäische Regierung arbeitet schon länger an einer Regulierung der Kryptowährungen im dezentralen Finanzraum.
Quelle: https://www.fma.gv.at/querschnittsthemen/markets-in-crypto-assets-regulation-micar/
Ein besonderer Fokus der sogenannten MiCA (Markets in Crypto-Assets) liegt ebenfalls auf der Regulierung von Stablecoins, da diese von vielen Regierungen als potenzielle Gefahr für die finanzielle Stabilität angesehen werden. Daher müssen Emittenten dieser Münzen besonders strenge Anforderungen erfüllen und regelmäßige Prüfungen ablegen. Der Hauptzweck besteht jedoch in der Schaffung rechtlicher Klarheit über die Regulierung von Krypto-Assets und der einheitlichen Vorgehensweise auf dem europäischen Markt. Ein weiterer Fokus liegt auf der Vermeidung von Geldwäsche und der Einhaltung der Sorgfaltspflicht gegenüber Kunden zur Gewährleistung von Sicherheit und Integrität.
Nach intensiven Verhandlungen im Jahr 2023 wurde die Regulierung offiziell verabschiedet und schrittweise in den Markt eingeführt. Bis Ende des heurigen Jahres sollen die Bestimmungen von allen Mitgliedstaaten vollständig umgesetzt werden.
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